Stippvisite in den Spanischen Pyrenäen nebst Umgebung
Es muss ja nicht immer Nordeuropa sein, es kann auch mal in den Süden gehen. So dachte ich, nachdem ich von Pistenkuh die Offroad-Trackbücher „Nordspanien, Geisterdörfer“ und „Pyrenäen“ studiert hatte und damit auch der Wunsch größer wurde, meinen T4 California auf 4WD umzurüsten. Aufgrund terminlicher Einengung blieben mir 14 Tage, deshalb Stippvisite in den Spanischen Pyrenäen
Grobe Ziele waren für mich neben den Geisterdörfern, die wüstenähnliche Landschaft Bardenas Reales und natürlich die Spanischen Pyrenäen mit ihren Pässen.
Anreise
Ich wollte auf jeden Fall mautfrei reisen und Google-Maps gab mir eine Route vor von rund 1600 km in ca 19 h (mit Maut ca 16 h). Das erforderte zwei Tage Anreise incl. einer Übernachtung. Ich fahre gern so lange, bis es nicht mehr geht und suche mir dann einen Platz. Und dann muss es schnell gehen. Das hat diesmal mit P4N gut funktioniert.
Im allgemeinen bin ich kein Freund von Park for Night (P4N), aber in diesem Fall habe ich die App geschätzt. Sowohl bei der Hin- als auch auf der Rückreise hat sie jeweils einen passablen Platz für eine Nacht in allernächster Nähe gefunden, der allemal besser war als „Rechts an der Landstraße“zu stehen.
Hier ein netter Platz mitten im Dorf Val-d`Issoire
Die Route ohne Maut war nach meiner Meinung auch eine brauchbare Entscheidung. So bin ich des öfteren abseits von Autobahnen „über die Dörfer“ gefahren, was abwechslungsreicher und deutlich interessanter war. Einziger Wermutstropfen : die vielen Kreisverkehre in Frankreich. Und da ich auf der Autobahn durchschnittlich nur mit ca 110 km/h unterwegs bin, hat der zeitliche Unterschied für mich keine Rolle gespielt.
Eingereist nach Spanien bin ich auf der wohl bekanntesten Pilgerroute, von Saint-Jean Pied de Port nach Roncesvalles.
Bardenas Reales
Mein erstes Ziel war der „Stellplatz“ in Arguedas, dem Ausgangspunkt für die Exkursionen in die Bardenas Reales. Den hatte ich dann am zweiten Tag des Abends erreicht.
Die Weißware drängelte sich dicht an dicht auf dem Platz li vom Friedhof. Muss wohl so. Vor dem Friedhof freies Gelände mit viel Platz. Dort standen eher die „Alternativen“ in lockerer Aufteilung.
Am nächsten Tag ging es dann in die Bardenas Reales.
Es ist schon richtig, diese bizarre Gegend hat ein Alleinstellungsmerkmal. Eine wüstenähnliche Landschaft, mehrfach auch Kulisse für Western.
Die Piste führt, wie überall beschrieben, einmal um das militärische Sperrgebiet herum. Diese Ringstraße kann man einmal im Nordosten verlassen. Ansonsten sind alle Abzweigungen für KFz gesperrt und das Gebiet ist um 20:00 wieder zu verlassen, Übernachten verboten.
Unabhängig von der Ringstraße führen weitere Pisten quer durch das Naturschutzgebiet. Aber auch hier gelten die Regeln, die für das gesamte Gebiet gelten.
Für die Bardenas Reales ist kein Allrad erforderlich. Der ist eher erforderlich, wenn es zu den verlassenen Dörfern, den „Geisterdörfern“ geht.
Geisterdörfer
Ich fotografiere gern. Und lost Places haben mich schon immer fasziniert. So war es auch kein Wunder, dass bei mir das Off-Road Trackbuch von Sabine und Burkhard Koch, Nordspanien, Geisterdörfer, sofort Begehrlichkeiten geweckt hat. Was unter anderem dazu beigetragen hat, den Wunsch nach allrad endlich umzusetzen. Das ist mir dann auch kurz vor Reiseantritt gelungen, dank der tatkräftigen Hilfe von allradbus.com und dem T4-Forum . „Der Graue“ ist jetzt ein allradbus mit T4-Motion Antrieb.
So kommt eins zum anderen.
Tatsächlich liegen die meisten der verlassenen Dörfer abseits befahrener Straßen und sind nur Off-Road über mehr oder weniger instandgehaltene Pisten zu erreichen.
Pistenkuh listet ca 40 auf und es sind noch weitere existent. Ich habe davon gerade mal 10 besucht.
Hier eine kleine Auswahl an Bildern in loser Reihenfolge.
Die Dörfer sind zum Teil stark überwuchert mit Brennnesseln und dornigem Gestrüpp. Darunter liegt dann der Bauschutt mit deutlichen Unebenheiten und man sieht nicht, wo man hintritt. Es ist also nicht nur ein kleines Abenteuer die Dörfer zu erreichen, der Rundgang in ihnen kann noch abenteuerlicher werden.
Die meisten Dörfer sind verlassen und unbewohnt. Nur vereinzelt gibt es noch Bewohner, die entweder ausharren oder sich aus idealistischen Gründen wieder in die Einsamkeit zurück gezogen haben.
Und eine einsame Gegend ist das schon, am Rande der Pyrenäen.
Die Spanischen Pyrenäen und ihre Pässe
Wenn man schon die Fahrt auf sich nimmt, möchte man neben den toten Steinen der „Geisterdörfer“ natürlich auch etwas von „Land und Leute“ sehen. Ich bin dabei kreuz und quer durch diverse Täler und mehrmals bis auf die Pässe zu Frankreich gefahren. Mein ostwärtigster Punkt war in etwa Sort, ca 20 km westlich Andorra. Von Sort ging es dann über den Port de la Bonaigua (2072) nach Vielha.
Anschließend über ein kleines Sträßchen / Piste von Chia nach Plan.
Diese Strecke ist sowohl bei Pistenkuh (SG1) angegeben, als auch in meiner Landkarte (Euro Cart, RV Verlag) verzeichnet und grün gekennzeichnet. Diese Piste , die über den Puerto de Sahún (2007) führt, war für mich eine der schönsten Strecken. Alpine Landschaft, traumhafte Ausblicke und zum ersten mal das Gefühl in den Bergen zu sein.
An diesem Sträßchen konnte ich auch das erste mal unbedenklich Quellwasser nachfüllen
Der nächste Pass war dann der Puerto de Somport (1632). Aber davor liegt einer der bemerkenswertesten Bahnhöfe der spanisch-französischen Eisenbahngeschichte: Estación de Canfranc
Jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben, hat sich inzwischen ein 5-Sterne Luxushotel im ehemaligen Bahnhof etabliert.
Einen guten Überblick über die Anlage hat man von einem nördl. davon gelegenem Berg, Punta Picauvé (1487). Auf diesem Berg sind auch die Reste einer Bunkeranlage aus dem WK II zu besichtigen. Obwohl Spanien neutral war, wollte man diesen Pass nicht ungesichert lassen, gegenüber dem deutsch besetzten Frankreich.
Die letzten beiden Pässe dann vor der Heimfahrt war der Col de la Pierre Saint-Martin (1740) und der Col de Larrau (1573). Auch hier wieder alpine Landschaften mit grandiosen Ausblicken. An beiden Pässen herrschte an diesem Tag zudem eine beeindruckende Fernsicht. Man konnte sozusagen Frankreich unter einer Wolkendecke liegen sehen.
Ich kenne aus Sapmi Renntierherden und im übrigen Schaf-, Ziegen- und Rinderherden. Aber freilaufende Pferdeherden mit Glocken um den Pferdehals habe ich hier zum ersten mal gesehen.
Damit war dann im wesentlichen meine Tour durch den westlichen Teil der Pyrenäen beendet und es konnte die Heimfahrt in Angriff genommen werden.
Heimfahrt
Auf der Rückreise lag dann noch die ein oder andere Besonderheit am Wege.
Zuerst die Foz de Arbayún, die größte Schlucht in Navarra. Der Rio Salazar hat hier ein beeindruckendes Stück Natur geschaffen, und von dem Aussichtspunkt über der Schlucht hat man einen grandiosen Ausblick. Leider konnte ich von den überall beschriebenen Gänsegeiern mit mehr als 2,50 m Spannweite, keinen entdecken.
Dann lag am Rande des Weges noch ein Lost Place, ein ehemaliges Sägewerk, das ich auch nicht links liegen lassen konnte.
Ausreise aus Spanien wieder über Roncescalles und den Ibaneta. Womit sich der Kreis nach 12 Tagen schloss.
Die Rückreise hat dann wieder zwei Tage gedauert, und in Kassel angekommen hatte ich 4843 km in 14 Tagen hinter mich gebracht.